Pickert ist wie Doppelkopf. Kommt aus OWL (die Doppelkopfschule ist in Schötmar), ist aber auf jedem Dorf anders. Doppelkopf mit und ohne Neunen, Pickert mit oder ohne Rosinen. Unstrittig ist wohl nur, daß es ein Hefeteig ist mit etwa einem Drittel Anteil geriebener Kartoffeln. Also zwei Eier, Hefeansatz (Milch, bißchen Mehl, bißchen Zucker, halbes Päckchen Hefe verrühren und gehen lassen), Halbpfund geriebene Kartoffeln und eine gute Prise Salz auf ein Pfund Mehl. Rosinen ganz nach Wunsch, wie gesagt, ist eine Glaubensfrage. Vielleicht noch etwas Flüssigkeit, z.B. angewärmte Milch. Manche Dörfer tun noch Quark rein. In Lippe, wurde uns als Kinder immer erzählt, käme, wenn geschlachtet würde, noch Blut in den Pickert. Damals beschloß ich, später lieber nicht nach Lippe zu ziehen, trotz Bildungshunger und Interesse an der Doppelkopfschule.

Die Rührschüssel zudecken und an einer warmen Stelle halbe Stunde gehen lassen. Bei anschließender Prüfung wird man feststellen, daß das Küchentuch jetzt in die Wäsche muß, weil der Teig mit dem Kartoffelanteil ziemlich wüst gärt und das Abdecktuch was abbekommen hat.

Jetzt entweder in Öl kleine Pfannkuchen draus backen oder den Teig in eine Kastenform geben und in den Backofen. Halbe Stunde bei nicht zu heißer Temperatur, vielleicht 160, 170 Grad, mehr nicht. Den Kastenpickert, wenn er kalt ist, in dicke Scheiben schneiden. Margarine draufschmieren und in der Pfanne durchbraten. Vorsicht, da muß man aufpassen. Eine schöne Goldbräune ist erwünscht, aber er wird schnell schwarz, wenn man beim Durchbraten schläft. Kastenpickert ist echt was für Fortgeschrittene. Also beim ersten Versuch lieber noch keinen Besuch einladen.

Was leicht geht, ist die Verarbeitung des Teigs in einem Waffeleisen. Dazu die Rosinen weglassen. Die Waffeln sind eine nette kleine Vorspeise. Bißchen Lachs drauftun, dazu diese schwedische Senfsoße anrühren (Senf, Öl, Zucker, Dill). Oder gern auch Schmand mit reingerührten Kräutern (Dill oder Koriandergrün).

Vielseitig und variantenreich wie besagtes Kartenspiel, wo die Kreuzdamen eine Liaison eingehen. Die kleinen Pfannkuchen, die in manchen Familien als „Lappenpickert“ vorkommen, bei uns aber „Püfferchen“ hießen, waren für uns Kinder eine beliebte Samstagsnachmittagssüßspeise mit Marmelade oder Rübenkraut. Auf den durchgebratenen Kastenpickert kommt in einigen Haushalten tatsächlich traditionell eine Scheibe Blut- oder Leberwurst. Die Sache mit Waffeleisen und Lachs ist eine im 20. Jahrhundert eher noch nicht verbreitete Fertigungsart.

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