Gemeinnutz stets vor Eigennutz
Vor weiteren Überlegungen zur Rechtsformwahl sollte man erst mal gucken, ob sich die geplante Aktivität im Rahmen einer gemeinnützigen Einheit ausüben ließe. Sie planen eine Zeitschrift für Krebsbetroffene ? Die Vermittlung von Wissen an Mädchen im Schulabschlußalter zur Erleichterung von deren Entscheidung für einen Beruf ? Den Aufbau eines Pflegedienstes für ältere Patienten mit Diabetes ? Gründen Sie einen Verein dazu. Oder, wenn Sie befürchten, so eine gute Idee könnte Ihnen von einem übel gesonnenen Clan durch Masseneintritt aus der Hand gewunden werden, nehmen Sie lieber eine gemeinnützige GmbH. Zuviel Aufwand ? Auch eine haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft kann die Gemeinnützigkeit beantragen.
Diese Rechtsformen sind auch juristische Personen, die selbständig Verträge mit Ihnen abschließen können. Und am wichtigsten: sie sind politisch gewollt. Deshalb genießen sie eine ganze Menge rechtlicher Erleichterungen und steuerlicher Bonbons, die kommerzielle Einheiten wie eine GmbH („Gesellschaft mit bösen Hintergedanken“) nicht bekommen.
Aber letzten Endes will ich doch von diesem Startup leben, könnten Sie an dieser Stelle einwenden. Richtig – das sollen Sie auch, wenn die Zahlenentwicklung es erlaubt. Dann beginnen Sie einfach, sich als Vorstandsmitglied ein Gehalt zu zahlen. Das müssen Sie dann allerdings normal versteuern. Es gibt auch bestimmte Beschränkungen – bei Gemeinnützigen dürfen Bezüge von Nahestehenden dürfen nicht unangemessen hoch sein. Aber wenn Sie am Jahresende im Verein etwas übrig behalten, dürfen Sie das in vielen Fällen steuerfrei ins nächste Jahr schieben.
Bei Bildungsangeboten haben Sie besonders vorteilhafte Spielregeln im Gesetz. Sie möchten Leuten in Haiti über ein Video-Konferenzprogramm bestimmte Grundkenntnisse in Buchführung vermitteln ? Allez-y, da gibt es für die Dozenten bestimmte jährliche Beträge, die Sie denen steuerfrei zahlen können. Auch für einfachere Leistungen zugunsten von Verein oder Stiftung gibt es die sogenannte Ehrenamtspauschale. Beides kann dazu dienen, in diesem Bereich personelle Leistungen günstiger einzukaufen, als das kommerziellen Firmen möglich wäre.
Es ist einfach nicht wahr, daß Volker etwas mit der Gründung des „Vereins zur richtigen Aussprache westfälischer Ortsnamen im öffentlichen Personennahverkehr“ zu tun gehabt hätte. Aber er engagiert sich für eine Reihe anderer gemeinnütziger Organisationen.
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